Weltall ohne Grenzen (1968) by Isaac Asimov

Zu Beginn historischer Überlieferung hielt man die Erde für eine flache Scheibe, doch schon Aristoteles wußte, daß sie eine Kugel ist. Aristarch von Samos behauptete im dritten Jahrhundert v. Chr., daß die Erde sich um die Sonne dreht, aber damals glaubte ihm niemand, und selbst Kopernikus, der 1800 Jahre später den Beweis dafür erbrachte, fand zunächst erbitterten Widerspruch. Noch einmal vergingen fast hundert Jahre, bevor Kepler die Planetenbahnen errechnete. Dann freilich erweiterte sich der Horizont mit stets wachsender und in den letzten Jahrzehnten mit geradezu atemberaubender Ge-schwindigkeit. Die Verbesserung der Instrumente im Verein mit der fortschreitenden Erkenntnis der physikalischen Grundlagen führten den forschenden Menschengeist immer weiter in den Weltraum hinaus. Aus dem festen Himmelsgewölbe, das von allen Seiten die Erde umschloß, wurde der unbegrenzte, möglicherweise gekrümmte, Raum; aus Fixsternen wurden Sonnen, aus Nebelflecken Milchstraßensysteme, und Entfernungen, die noch vor nicht langer Zeit nach Millionen Kilometern gemessen worden waren, sind heute zu Milliarden Lichtjahren geworden.

Den dramatischen Wettlauf mit dem ständig weiter zurückwei-chenden Horizont schildert Asimov – ein Meister in der Kunst, auch komplizierte Vorgänge verständlich darzustellen – eindringlich und überzeugend. Aus den vergleichsweise engen Gefilden des Sonnensystems und des unserer Milchstraße zugehörigen Fixsternhimmels führt er den Leser Schritt für Schritt durch nahe und ferne Galaxien zu Radiosternen und Quasaren und damit an den Rand des beobachtbaren Universums. Gleichzeitig werden die Theorien der Kosmologen ihrer Bedeutung entsprechend gewürdigt. – Befindet sich das Weltall im Zustand des Gleichgewichts, dehnt es sich, nach einem »Urknall« vor Milliarden Jahren, explosionsartig aus, oder pulsiert es in regelmäßigen Intervallen? – Am Ende steht der Leser, überwältigt von der eigenen Nichtigkeit, im Angesicht unermeßlicher Räume; er kann sie aber dank Asimovs Geschick der Darstellung verstehen und überschauen.


Genre: Wissenschaftliche Literatur
Subjects: Himmelsmechanik, Kosmologie, Teilchenphysik