Zeiss-Grossplanetarium / Berlin – Ernst-Thälmann-Park by D. B. Herrmann

Am 9. Oktober 1987 wurde das Zeiss-Großplanetarium eröffnet. Binnen kurzer Zeit hat diese neue Einrichtung einen festen Platz im wissenschaftlichen und geistig-kulturellen Leben der Stadt gefunden. In den ersten beiden Betriebsjahren kamen mehr als 500’000 Besucher, um das faszinierende Zusammenspiel von hochpräziser Technik und künstlerischer Vermittlung wissenschaftlicher Gedanken zu genießen. Der brillante Sternhimmel des COSMORAMA-Projektors findet die ungeteilte Bewunderung des Publikums ebenso wie der komplexe Einsatz der sonstigen Technik, von der Hubeinrichtung für das Gerät bis zu den Laserlichtspielen und Multivisionseffekten und der Tonanlage. Doch auch das vielseitige Angebot an Vorträgen, Diskussionsabenden oder die „geballte Ladung” von Wissenschaft bei der neuen Veranstaltung „Planetarium total” erfreut sich guter Nachfrage. Hier referierten bereits führende Wissenschaftler aus vielen Ländern, Vertreter von Akademien, Hochschulen und bekannten Sternwarten sowie die Direktoren anderer europäischer Planetarien. Im Jahre 1989 trafen sich im Berliner Zeiss-Großplanetarium Mitarbeiter und Leiter von Planetarien aller deutschsprachigen Länder Europas. Mehrfach wurde aus dem Foyer des Planetariums die neue Fernsehsendung „Astro live” übertragen.

Im Gästebuch des Planetariums finden sich die Eintragungen bedeutender Vertreter aus Kultur, Politik und Wissenschaft. Künftig wird das Berliner Zeiss-Großplanetarium sowohl in der Zusammenarbeit als auch in der wohlüberlegten Abstimmung seiner Programme mit dem Angebot der Westberliner Wilhelm-Foerster-Sternwarte und deren Planetarium dazu beitragen, das bedeutende Berliner Potential auf dem Gebiet der volkstümlichen Astronomie durch viele interessante Beiträge zu bereichern, wobei das Erlebnis Wissenschaft im Vordergrund stehen soll.

Die erste Auflage dieser vorliegenden Veröffentlichung, die 1987 unter der Verantwortung der Baudirektion Berlin erschien, dokumentierte vor allem den Bauablauf. Deshalb stellt diese neue Auflage eine erheblich veränderte Version der damaligen Broschüre dar. Möge sie allen Lesern ein Bild von den Möglichkeiten und Aufgaben unserer Einrichtung vermitteln und sie zu vielen Besuchen in unserem Haus anregen.

Prof. Dr. sc. D. B. Herrmann

Berlin, im Februar 1990


Genre: Showproductiion, Werbung
Subjects: Entwicklung des Planetariumsbaus, Präsentator-Publikums-Interaktion, Zeissprojektoren

Die Sterne dürfet ihr verschwenden (1953) by Helmut Werner

Mit unerschütterlicher Gewißheit weiß der Mensch, daß die Sonne morgen wieder aufgeht und daß ihrem Untergang erneut die Nacht mit dem Aufzug des Sternenheeres folgen wird. Daher hat er schon seit zwei Jahrtausenden und mehr scharfsinnigste Überlegungen getroffen, wie er sich einen eigenen künstlichen Himmel schaffen kann, der als Modell des wirklichen Firmamentes getreu alle Gesetzmäßigkeiten in sich verkörpert. Als eine schier unüberwindliche Klippe erwiesen sich dabei besonders die Planeten, deren eigenwillige Bewegungen sich immer wieder einer exakten Darstellung entzogen.

Mit den einfachen drehbaren Himmelsgloben fingen die Versuche an und fanden erst in unserem Zeitalter ihre Krönung mit dem Projektions-Planetarium, einer Erfindung von Professor Walther Bauersfeld. Diesen geistesgeschichtlichen Weg führt uns das Buch und widmet seinen größten Teil dem Zeiss-Planetarium, über dessen astronomische Grundlagen, Wirkungsweise und Anwendungsmöglichkeiten erstmalig in umfassender Form von dem besten Kenner des Planetariumsproblems, Dr. Helmut Werner, erzählt wird.


Genre: Architektur
Subjects: Entwicklung des Planetariumsbaus

Zum Planetarium: Wissensgeschichtliche Studien (2018) by Boris Goesl, Hans-Christian von Herrmann, Kohei Suzuki, Others

Als begehbares, immersives Modell des Kosmos gewährte das Projektionsplanetarium zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals die Erfahrung einer vollkommen technisch durchdrungenen Natur. In den Jahren 1919 bis 1925 wurde in den Jenaer Zeiss-Werken ein kuppelförmiges Gebäude erfunden, das für seine Besucher den natürlichen Eindruck von Fixsternen und Planeten aus einer Projektion von Lichtpunkten und einer komplexen Überlagerung von Drehbewegungen hervorgehen ließ: das Projektionsplanetarium. Damit trat der entgötterte und in seinen Erscheinungen allein den Gesetzen von Newtons Mechanik folgende Sternenhimmel, an dem die Transzendentalphilosophie Kants die Autonomie des Erkenntnissubjekts exemplifiziert hatte, ins Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ein. Als Simulation des raum-zeitlichen Umweltbezugs des Menschen wurde das Projektionsplanetarium zu einem Ort, an dem mitten im städtischen Alltag Natur als Produkt medialer Prozesse hervortrat und zugleich ästhetisch der Übergang in neue technische Umwelten eingeübt werden konnte.


Genre: Architektur
Subjects: Entwicklung des Planetariumsbaus