Die Sterne dürfet ihr verschwenden (1953) by Helmut Werner

Mit unerschütterlicher Gewißheit weiß der Mensch, daß die Sonne morgen wieder aufgeht und daß ihrem Untergang erneut die Nacht mit dem Aufzug des Sternenheeres folgen wird. Daher hat er schon seit zwei Jahrtausenden und mehr scharfsinnigste Überlegungen getroffen, wie er sich einen eigenen künstlichen Himmel schaffen kann, der als Modell des wirklichen Firmamentes getreu alle Gesetzmäßigkeiten in sich verkörpert. Als eine schier unüberwindliche Klippe erwiesen sich dabei besonders die Planeten, deren eigenwillige Bewegungen sich immer wieder einer exakten Darstellung entzogen.

Mit den einfachen drehbaren Himmelsgloben fingen die Versuche an und fanden erst in unserem Zeitalter ihre Krönung mit dem Projektions-Planetarium, einer Erfindung von Professor Walther Bauersfeld. Diesen geistesgeschichtlichen Weg führt uns das Buch und widmet seinen größten Teil dem Zeiss-Planetarium, über dessen astronomische Grundlagen, Wirkungsweise und Anwendungsmöglichkeiten erstmalig in umfassender Form von dem besten Kenner des Planetariumsproblems, Dr. Helmut Werner, erzählt wird.


Genre: Architektur
Subjects: Entwicklung des Planetariumsbaus

Zum Planetarium: Wissensgeschichtliche Studien (2018) by Boris Goesl, Hans-Christian von Herrmann, Kohei Suzuki, Others

Als begehbares, immersives Modell des Kosmos gewährte das Projektionsplanetarium zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals die Erfahrung einer vollkommen technisch durchdrungenen Natur. In den Jahren 1919 bis 1925 wurde in den Jenaer Zeiss-Werken ein kuppelförmiges Gebäude erfunden, das für seine Besucher den natürlichen Eindruck von Fixsternen und Planeten aus einer Projektion von Lichtpunkten und einer komplexen Überlagerung von Drehbewegungen hervorgehen ließ: das Projektionsplanetarium. Damit trat der entgötterte und in seinen Erscheinungen allein den Gesetzen von Newtons Mechanik folgende Sternenhimmel, an dem die Transzendentalphilosophie Kants die Autonomie des Erkenntnissubjekts exemplifiziert hatte, ins Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ein. Als Simulation des raum-zeitlichen Umweltbezugs des Menschen wurde das Projektionsplanetarium zu einem Ort, an dem mitten im städtischen Alltag Natur als Produkt medialer Prozesse hervortrat und zugleich ästhetisch der Übergang in neue technische Umwelten eingeübt werden konnte.


Genre: Architektur
Subjects: Entwicklung des Planetariumsbaus